Sport ist sowohl Verursacher als auch Opfer des menschengemachten Klimawandels
Entscheidend für die Erderhitzung ist das Handeln der Menschheit – darüber besteht in der Forschung Einigkeit (IPCC, 2018). Das Verhältnis des Sports zu diesem Wandel kann dabei als bidirektional bezeichnet werden bzw. vereinfacht ausgedrückt: Sport ist sowohl Verursacher als auch Opfer des menschengemachten Klimawandels.
Sport ist betroffen
So ist der Sport einerseits von den Konsequenzen des Klimawandels betroffen (Orr & Inoue, 2019). Aktuelle Beispiele hierfür sind die geringere Schneesicherheit gerade in niedrig gelegenen Skigebieten, die erhöhte Steinschlaggefahr in den Alpen für Bergsteiger auf Grund von zurückgehendem Permafrost, Wald- und Buschbrände, deren Rauchschaden Sport unter freiem Himmel erschweren, Dürren, die Sportplatzqualität beinträchtigen oder extreme Hitze, welche die Gesundheit von Athlet:innen gefährdet. In der Zukunft könnten zudem verstärkt Überflutungen (durch Ansteigen des Meeresspiegels oder durch Niederschläge) Sportanlagen -wie die Fußballstadien in den Niederlanden (Goldblatt, 2020) betreffen.
Andererseits hat der Sport auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und trägt zum Klimawandel bei (McCullough & Kellison, 2018). Hier sind an erster Stelle die Emissionen zu nennen, die aus der Mobilität rund um sportliche Tätigkeiten entstehen. So waren z.B. bei dem March Madness College Basketball Turnier 2019 80% der Emissionen auf die Reisetätigkeiten der Teams und Fans zurückzuführen, während Verpflegung (6,4%), Unterkunft (6,8%), Abfall (0,9%) und Stadionbetrieb (5,9%) einen eher geringen Anteil hatten (Cooper & McCullough, 2021). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Formel 1, die 2019 laut eigenen Angaben 45% der Emissionen durch Logistik, also insbesondere den Transport der Autos und des Equipments zwischen den Rennen, und 28% durch Geschäftsreisen verursacht hat. Die Emissionen der Rennwagen selbst lagen hingegen bei nur 0,7% (Formula 1, 2020). Bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2018 wurde der Anteil der Mobilität von Fans und Teams auf jeweils 67, 83 und 74 Prozent beziffert (Goldblatt, 2020). Die Wirkung von Aspekten wie Energieverbrauch, Abfall und Verpflegung auf den Emissionsausstoß sollten natürlich dennoch nicht ignoriert werden. Darüber hinaus ist auch die Herstellung von Sport-Ausrüstung mit dem Ausstoß von Emissionen verbunden. Laut der EU generierte der Kauf von Textilien 2020 270 kg CO2 Emissionen pro EU-Bürger:in (EP, 2024). Auch wenn sich diese Zahlen natürlich nicht nur auf Sport-Textilien beziehen wird doch klar, dass hier ein weiterer Einflussfaktor des Sportsektors auf das Klima zu identifizieren ist. Bei Sportartikeln kommt zudem häufig hinzu, dass sie spezielle und anspruchsvolle Funktionen erfüllen müssen, was oft eine höhere Intensität von chemischer Behandlung nötig macht. Auch sind die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern der Textilindustrie des globalen Südens meistens sehr schlecht (BMUV-Beirat Umwelt und Sport 2023).
Verantwortung des Sports
Daraus ergibt sich eine gewisse Verantwortung des Sports bei der Bekämpfung des Klimawandels. Im Sports for Climate Action Framework der Vereinten Nationen werden zwei zentrale Ziele für den Sport angesprochen: die Reduktion des eigenen Impacts (z.B. durch eine gezielte Planung des Wettkampfkalenders, der die geringst mögliche Reisedistanz zwischen den Sportstätten berücksichtigt oder die energetische Sanierung von Vereinsgebäuden und Sportstätten oder die Installierung von Photovoltaik auf Dächern bzw. über Vereinsparkplätzen oder das verstärkte Angebot von pflanzenbasierter Ernährung bei Sportevents) sowie die Nutzung der Strahlkraft des Sports zur Sensibilisierung von Stakeholdern des Sports für die Thematik (UNFCCC, 2020).
Mitigation und Adaption
Orr und Inoue (2019) fassen diese beiden Aspekte unter Maßnahmen der Mitigation zusammen und heben zudem noch die Notwendigkeit der Adaption hervor. Sportvereine sollten also einerseits ihren Impact auf den Klimawandel reduzieren und gleichzeitig Anpassungsstrategien an die nicht mehr aufzuhaltenden Folgen des Klimawandels entwickeln. Beispiele für Letzteres sind eine zeitliche Verlegung von Wettkämpfen in kühlere Abendstunden oder Jahreszeiten, zusätzliche Trinkpausen sowie eine Umorientierung von Schneesport-Angeboten auf nicht von der Schneesicherheit abhängige Angebote wie Wandern und Mountainbiking. Eines sollte jedoch klar sein: Mitigation steht vor Adaption, denn jedes Zehntelgrad Erderhitzung, das nicht stattfindet, zählt. Je höher die Erderhitzung ist, desto schwerer bzw. gar nicht mehr sind die Folgen zu beherrschen.
Woran wir arbeiten
Wir von sportainable wollen in Forschung und wissenschaftsbasierter Beratung einen Beitrag für einen klimaneutralen und ressourcenschonenden Sport leisten, denn wenn wir das für die Menschheit existenzielle Problem der Erderhitzung nicht mittels adäquaten Klimaschutz meistern, werden wir schon in naher Zukunft keinen Sport mehr wie wir ihn heute kennen betreiben können.
Verwendete Quellen und weiterführende Publikationen
EP (2024). The impact of textile production and waste on the environment (infographic).
Formula 1 (2020). Sustainability Strategy.
McCullough, B.P., & Kellison, T.B. (2018). An introduction to environmental sustainability and sport. In B. McCullough & T. B. Kellison (Eds.), Routledge Handbook of Sport and the Environment (pp. 3–11). Routledge/ Taylor and Francis.
UNFCCC (2020). Sports for Climate Action Framework.
Weiterführende Publikationen finden Sie bei der Sport Ecology Group >>>
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